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3. Lebenslagen der Adressat:innen von Hilfen zur Erziehung

Die familiären Lebensbedingungen haben einen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das haben verschiedene empirische Studien deutlich herausgestellt. Familienformen, die sozioökonomische Lage sowie der Migrationsstatus stehen hier in einem besonderen Fokus, weil spezielle familiäre Bedingungen, wie der Status „Alleinerziehend“ sowie materielle Belastungen der Familie, aber auch der Migrationshintergrund, nicht nur soziale Disparitäten fördern, sondern auch Risikolagen darstellen können.1 Der Bildungsbericht 2020 verweist erneut darauf, dass gerade Kinder und Jugendliche, die in Alleinerziehendenhaushalten aufwachsen, überproportional häufig von finanziellen, sozialen und bildungsbezogenen Risikolagen betroffen sind.2 Sozioökonomisch belastete Lebenslagen und damit einhergehende ökonomische Ungleichheiten mit der Folge von sozialen Ausgrenzungsprozessen wirken sich zudem auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, aber auch das Erziehungsverhalten von Eltern aus. Wenn auch noch nicht abschließend erforscht, so sind hier doch die Folgen von prekären Lebenslagen auf der einen sowie Bildungserfolg, Arbeitslosigkeit, Gesundheit, Freizeitgestaltung, delinquentes Verhalten, Sozialkontakte oder auch familiäres Zusammenleben bis hin zu Erziehungsstilen und Kindesvernachlässigungen auf der anderen Seite belegbar.3 Dies bestätigen auch empirische Befunde zu der Lebenslage Migration: Migration ist zwar nicht per se ein Indikator für (soziale) Benachteiligung. Gleichwohl zeigen Studien, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre Familien häufig in entwicklungsgefährdenden Kontexten leben, die auf sozialstrukturelle Bedingungen wie Armut, Arbeitslosigkeit der Eltern und sozialräumliche Segregation sowie auf gesellschaftliche Ausgrenzung und die damit verbundenen psychosozialen Risiken zurückgehen können.4 Der Bildungsbericht 2020 stellt hierzu ebenfalls fest, dass Kinder mit Migrationshintergrund überproportional häufig in sozialen, finanziellen und bildungsbezogenen Risikolagen aufwachsen und verweist speziell mit Blick auf die Kinder- und Jugendhilfe in diesem Zusammenhang auch auf die Gruppe der unbegleiteten ausländischen Minderjährigen.5

Berücksichtigt werden für die Auswertungen und Analysen vorrangig die im Jahre 2020 begonnenen Leistungen der Hilfen zur Erziehung. Grundlegend erfolgt damit eine Aktualisierung der Grundauswertungen zu den Lebenslagen im Rahmen des „Monitor Hilfen zur Erziehung“. In Abschnitt 3.1 werden die familiären Verhältnisse beleuchtet, in Abschnitt 3.2 die wirtschaftliche Situation sowie in Abschnitt 3.3 der Migrationsstatus.

Literatur:

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2020): Bildung in Deutschland 2020. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung in einer digitalisierten Welt. Bielefeld.

Binder, K/Bürger, U (2013).: Zur Bedeutung des Aufwachsens junger Menschen in spezifischen Lebenslagen für die Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen. In: Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe, 8. Jg., H. 8-9, S. 320-330.

Heintz-Martin, V./Langmeyer, A. (2020): Economic Situation, Financial Strain and Child Wellbeing in Stepfamilies and Single-Parent Families in Germany. In: Journal of Family and Economic Issues, 41. Jg., H. 2, S. 238-254.

Laubstein, C./Holz, G./Seddig, N. (2016): Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche. Erkenntnisse aus empirischen Studien in Deutschland. Bielefeld.

Rauschenbach, Th./Bien, W. (Hrsg.) (2012): Aufwachsen in Deutschland. AID: A – Der neue DJI-Survey. Weinheim, Basel.

Rauschenbach, Th./Züchner, I. (2011): Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. In: Münder, J./Wiesner, R./Meysen, Th. (Hrsg.): Kinder- und Jugendhilfe. Baden-Baden, S. 13-39. 2. Auflage.

  1. Vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, S. 40ff.; Rauschenbach/Bien 2012
  2. Vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, S. 40ff.
  3. Vgl. Heintz-Martin/Langmeyer 2020; zusammenfassend Laubstein u.a. 2016; Rauschenbach/Züchner 2011
  4. Vgl. Binder/Bürger 2013
  5. Vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, S. 40ff.